Mit dem Motorboot durch den Sumpf

Heute geht es zum Lake Martin, einem Sumpf in der Nähe. Am Weg dorthin queren wir mehrmals den Bayou Teche (sprich tay:ch aus dem Arcadian-Französisch für Schlange). Der Kanal ist über 200 km lang und verläuft von Nord nach Süd. Vor 2.000 bis 4.500 Jahren war das der Verlauf des Mississippi. Durch Verlandung und die Ablagerung von Schlamm bzw Sand wurde der Hauptstrom in sein nunmehriges Bett umgeleitet. Die Regierung gibt sich Mühe, dass es auch so bleibt, schließlich ist die Wirtschaft mehrerer Bundesstaaten davon abhängig. Der Mississippi zeigt jedoch schon Ansätze, sich wieder in Richtung des Atchafalaya Beckens zu orientieren.

Landwirtschaft ist hier ein großes Thema und so stehen immer wieder Erntemaschinen am Wegesrand.

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Die Straße ist eher eng und holprig, Traktoren mit überbreiten Geräten für die Feldarbeit sind nicht zu unterschätzende Hindernisse.

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Zwei dieser Boote werden heute auslaufen, Senior Jimmy und Junior Brandon werden uns den Sumpf und seine Bewohner zeigen.

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Das Wetter ist wie gestern perfekt, Sonnenschutz vorausgesetzt, es gilt eine UV-Warung der zweithöchsten Stufe. Also gut einschmieren und ein Longsleeve Shirt anziehen, vorzugsweise in weiß.

Langsamer und ruhiger geht es auf diese Tour, kein dröhnender Propeller hinter uns.

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Bald hat Babsy den ersten Alligator vor der Linse. Sie kommen ohne Zähne zur Welt, doch bald prangen oben und unten jeweils 40 Zähne. Die gehen im Laufe des Lebens oft verloren, wachsen aber schnell wieder nach. Auf insgesamt 2.000 bis 3.000 Stück kommt ein Alligator so.

Da sie Kaltblüter sind, brauchen sie die Sonne zum Aufwärmen und für eine schnellere Verdauung. Aus diesem Grund platzieren sie sich auch an solch exponierten Stellen.

Meist 25 bis 30 Jahre, aber auch bis zu 100 Jahre werden sie alt. Weibchen werden dabei bis zu 9 Fuß lang (etwa 3 Meter), Männchen erreichen bis zu 17 Fuß (knapp 6 Meter). In den ersten Jahren kann man das Alter sehr gut an der Größe ermessen: Ein Fuß Körperlänge entspricht einem Jahr. Sieht man nur den Kopf im Wasser, so ist ein Zoll (2,5 cm) zwischen Nasenlöchern und Augen gleichbedeutend mit einem Jahr Lebensalter.

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Es geht tiefer hinein in die Zypressenwälder. Bald trennen sich die Wege der beiden Boote, nur dreimal treffen wir uns an besonders sehenswerten Stellen.

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Dazu gehört beispielsweise Stellas Nest. Die neunjährige Alligatorendame hat hier seit Jahren ihren Eiablageplatz. Die Sonne brütet die Eier aus, die von der Mutter aggressiv bewacht werden. Noch ist das Nest leer, sie beginnt gerade das Loch für die Eiablage zu graben. Je nach Temperatur im Nest schlüpfen nur Weibchen, nur Männchen oder eine Mischung.

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Eher enge Passagen, durch die das Boot gerade so hindurch passt, wechseln sich mit …

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… weiteren Bereichen ab.

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Alte Hochstände für die Jagd sind hie und da noch zu finden.

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Ein Gutteil des Sees ist von Februar bis Ende Juli gesperrt, um den Vögeln eine ungestörte Brutzeit zu ermöglichen.

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Diese Echse zeigt, wie Alligatoren ihre Körpertemperatur regeln. Sie öffnen ihr Maul, ähnlich wie ein Hund hechelt, um sich abzukühlen. Eine weitere Möglichkeit ist es den Schwanz in das kühle Wasser zu stecken oder ganz unterzutauchen.

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Was wie kurz geschnittenes Gras aussieht, sind Millionen von kleinen, frei schwimmenden Blättern, die winzige Blüten bilden.

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Nach eineinhalb Stunden kehren wir wieder zum Ausgangspunkt zurück. Unser Versuch ein Luftbild zu machen wird leider von der Technik verhindert, dies ist eine Flugverbotszone (Vogelschutz) und somit weigert sich die Drohne zu starten. Cleveres Ding.

Für das Mittagessen haben wir uns ein kleines Lokal in der Nähe ausgesucht, Angel’s Burgers. Der Besitzer und Koch ist so chaotisch und unstrukturiert wie sein Lokal aussieht. 😉

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Getränke holt man an der Fountain (Quelle) und bezahlt nur einmalig, Nachfüllen kann man so oft man will, Standard in den USA.

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Einen Cheeseburger mit extra Speck und gebratenen Zwiebeln und Zwiebelringen für Babsy, einen Double Cheeseburger mit Pommes Frittes (Fries genannt, nicht Chips) für Arno. So chaotisch Angel ist, so gut sind seine Burger.

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Das Geschäft brummt, primär Einheimische. Da fallen wir natürlich gleich auf und kommen mit dem Chef ins Gespräch. Zum Abschied schenkt er Babsy eine Dose von seinem Cajun Spezialgewürz. Arno rollt mit den Augen, denn gefühlt ist das die 27ste Dose Gewürz, die wir nun im Auto haben (sicher übertrieben, wahrscheinlich sind es nur 24).

Am Rückweg zu unserem Häuschen machen wir einen kurzen Stop bei einem Baumarkt, die Dame des Hauses möchte sich einen Überblick über die angebotenen Rasenmäher machen. Und einmal schauen, was die da so haben …

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Wir kommen an einer kleinen Siedlung vorbei, wie aus einem Hollywoodfilm, alle Häuser schauen gleich aus.

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Gegenüber sieht es etwas anders aus. Hier stehen sogenannte Shotgun (Schrotflinte) Häuser. Wenn man vorne hineinschießt, geht der Schuss hinten hinaus, ohne etwas getroffen zu haben. Ein Raum nach dem anderen, jeweils die Türe in der Mitte der Wand. Sie stehen auf kurzen Stelzen und können mit einem Sattelschlepper abtransportiert werden. So mancher nimmt sein Haus bei der Übersiedlung einfach mit. Es gibt sie in jeder Qualitätsstufe, von ok bis zerfallen. Diese hier sind in einem Top-Zustand.

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Wieder im Schaukelstuhl auf der Terrasse kommt Eddy vorbei, er ist der amerikanische Cousin von unserem Eduard zu Hause. Gestern war er noch eher geschreckt und braun, heute schon mutig und grün. Er passt sich seiner Umgebung an.

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Morgen reisen wir zu unserer letzten Unterkunft am Rand von Houston. Dann heißt es den gesamten Inhalt eines riesigen SUVs in die Koffer zu quetschen – Tetris für Fortgeschrittene.

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